Erdgeschichte
ca. 4,6 Milliarden – 2,5 Millionen v. Chr.
Bevor die ersten Menschen durch die Landschaft um Vachendorf zogen, hatte die Erde bereits eine lange, turbulente Geschichte hinter sich. Alles begann vor rund 4,6 Milliarden Jahren mit einem gigantischen Chaos aus glühender Materie, das sich allmählich zu unserem Planeten formte.
Die Geburt der Erde
Am Anfang war die Erde eine heiße, lebensfeindliche Kugel aus flüssigem Gestein. Erst mit der Zeit kühlte die Oberfläche ab, und dichte Wolken brachten sintflutartige Regenfälle. So entstanden die ersten Ozeane – das Urmeer, in dem sich vor etwa 3,5 Milliarden Jahren die ersten einzelligen Lebewesen entwickelten.
Das Zeitalter der Dinosaurier
Lange Zeit blieb das Leben im Wasser, bis schließlich die ersten Pflanzen und Tiere das Land eroberten. Vor etwa 250 Millionen Jahren begann das Zeitalter der Dinosaurier, das über 160 Millionen Jahre andauerte. Doch auch diese Riesen mussten weichen: Vor rund 66 Millionen Jahren beendete ein Asteroideneinschlag ihr Zeitalter und machte Platz für eine neue Herrschaft – die der Säugetiere.
Die ersten Vorfahren des Menschen
Während sich nach dem Aussterben der Dinosaurier die Erde weiter veränderte, entwickelten sich die ersten Affenartigen und schließlich vor etwa 7 Millionen Jahren unsere frühesten menschlichen Vorfahren. Sie begannen, aufrecht zu gehen, entwickelten Werkzeuge und breiteten sich über die Erde aus.
Der Weg zur Altsteinzeit
Vor etwa 2,5 Millionen Jahren beginnt die Altsteinzeit – die Zeit der ersten Menschen, die bereits Steinwerkzeuge nutzten. Einer von ihnen war der Neandertaler, der vor rund 300.000 Jahren auftauchte und auch unsere Region durchstreifte. Seine Spuren reichen bis nach Siegsdorf, nur wenige Kilometer von Vachendorf entfernt.
Wie unsere Landschaft entstanden ist – Von uralten Meeren, aufsteigenden Bergen und dem großen Eis
Vachendorf liegt auf uraltem Boden, der eine ganze Reihe an geologischen Umbrüchen erlebt hat. Vor vielen Millionen Jahren, als die Erde noch in ganz anderen Bahnen funktionierte, war unsere Gegend von einem flachen, tropischen Meer bedeckt. Über Jahrmillionen lagerte sich dort Sand, Ton und Kalk ab – Schicht für Schicht. Diese Ablagerungen wurden unter enormem Druck zu festem Gestein, der sogenannten Molasse.
Dann kam die große Erschütterung. Die afrikanische und die europäische Erdplatte gerieten aneinander – und das mit gewaltiger Kraft. Durch diesen Druck wurden die Alpen aufgefaltet, während sich das Vorland der Berge langsam senkte. Die Molasseschichten, die vorher am Meeresboden lagen, gerieten dabei ins Wanken: Sie wurden gestaucht, angehoben und gefaltet. Der Georgiberg in Vachendorf ist ein Überbleibsel dieser tektonischen Kräfte und zeigt noch heute einige der ältesten Gesteinsschichten der Umgebung.
Doch mit der Gebirgsbildung war es nicht getan – das nächste große Kapitel der Landschaftsformung begann mit einer massiven Kälteperiode. Während der Eiszeiten schoben sich riesige Gletscher aus den Alpen ins Vorland und begruben die Molasselandschaft unter einer dicken Eisschicht. Als die Temperaturen schließlich wieder stiegen, setzte ein gewaltiges Schmelzen ein. Die Wassermassen strömten talwärts, trugen Geröll und Sand mit sich und schufen die heutige Landschaft: sanfte Hügel, breite Schotterflächen und tiefe Rinnen, in die sich Bäche wie der Fuschbach und der Iserbach im Laufe der Jahrtausende immer weiter einschnitten.
Ein besonderes Überbleibsel dieser Zeit ist der Tüttensee. Er entstand dort, wo einst ein riesiger Eisblock langsam abschmolz und eine Mulde mit Wasser füllte – ein echtes Relikt der letzten Eiszeit.
Erst nach all diesen Naturgewalten wurde die Gegend für Menschen bewohnbar. Und als die ersten Jäger und Sammler durch die Wälder zogen, war die Landschaft schon weitgehend so geformt, wie wir sie heute kennen. Wer diese frühen Menschen waren und welche Spuren sie hinterlassen haben – darum geht es im nächsten Abschnitt.
Altsteinzeit
ca. 2,5 Millionen – 10.000 v. Chr. (Neandertaler in unserer Region ca. 300.000 – 40.000 v. Chr.)
Vor rund 50.000 Jahren war das Gebiet um Vachendorf eine raue, kalte Landschaft. Wo heute Wiesen und Wälder das Bild bestimmen, erstreckten sich damals weite Ebenen mit eiszeitlicher Vegetation. Hier zogen die Neandertaler umher, eine Menschengruppe, die perfekt an die Kälte angepasst war. Sie lebten nicht sesshaft, sondern folgten den Wanderrouten der großen Tiere. Mammuts, Rentiere und Wisente waren ihre wichtigste Nahrungsquelle.
Neandertaler in der Region
Dass sie in unserer Gegend unterwegs waren, ist mehr als wahrscheinlich. In Siegsdorf, nur wenige Kilometer entfernt, wurde das Skelett eines Höhlenlöwen entdeckt – mit eindeutigen Spuren einer Jagdverletzung durch einen Speer. Der Löwe wurde von Neandertalern erlegt, vermutlich im Schlaf. Eine Jagdtaktik, die zeigt, dass sie geschickt und vorausschauend handelten. Diese frühen Menschen jagten also nicht nur Pflanzenfresser, sondern nahmen es auch mit Raubtieren auf.
Mammuts in Vachendorf
Auch in Vachendorf selbst gibt es ein Zeugnis aus der Eiszeit. In den 1970er-Jahren wurde in einer Kiesgrube Richtung Erlstätt ein Mammutstoßzahn gefunden. Ein stiller Beweis dafür, dass diese gewaltigen Tiere auch hier durch die eiszeitliche Tundra zogen – und womöglich von Neandertalern gejagt wurden.
Fehlende Spuren, aber wahrscheinliche Präsenz
Spuren von Lagerplätzen oder Werkzeugen werden wir in Vachendorf wohl nicht finden. Neandertaler bevorzugten geschützte Höhlen oder Anhöhen für längere Aufenthalte. Doch die dicken Gletscherablagerungen in unserer Region haben alles überdeckt, was sie hinterlassen haben könnten. Wahrscheinlich folgten sie den Wasserläufen, nutzten höher gelegene Rastplätze und jagten in den weiten Ebenen – aber ihre Spuren sind längst verschwunden.
Mit dem Ende der Eiszeit verschwanden die Neandertaler aus unserer Region, und eine neue Menschengruppe trat auf den Plan: die Jäger und Sammler der Mittelsteinzeit.
Mittelsteinzeit
ca. 10.000 – 5.500 v. Chr.
Mit dem Ende der letzten Eiszeit veränderte sich die Landschaft rund um Vachendorf grundlegend. Die Gletscher waren verschwunden, das Klima wurde milder, und aus den kargen Tundren der Eiszeit entstanden dichte Wälder mit Laubbäumen. Die großen eiszeitlichen Tiere wie Mammuts und Riesenhirsche verschwanden, stattdessen bevölkerten nun Wildschweine, Rehe und Hirsche die Region. Für die Menschen bedeutete dies eine völlig neue Lebensweise: Die großen Jagdzüge der Altsteinzeit wurden seltener, stattdessen spezialisierten sich die Jäger auf kleinere Beutetiere und begannen, verstärkt Pflanzen, Beeren und Nüsse zu sammeln.
Wer waren die Menschen der Mittelsteinzeit?
Die Menschen des Mesolithikums waren bereits moderne Menschen (Homo sapiens), aber noch keine Bauern. Sie lebten weiterhin als Jäger und Sammler, allerdings nicht mehr in eiszeitlichen Steppen, sondern in dichten Wäldern. Ihre Werkzeuge wurden feiner und spezialisierter: Sie verwendeten Feuersteinpfeile, Harpunen und Fischernetze, um sich an die neuen Bedingungen anzupassen.
Mesolithische Funde in der Region
Obwohl direkte Spuren der Mittelsteinzeit in Vachendorf bisher fehlen, gibt es in der näheren Umgebung einige bedeutende Funde:
•Krautinsel im Chiemsee: Hier wurden steinzeitliche Werkzeuge entdeckt, die auf eine Besiedlung während der Mittelsteinzeit hindeuten. Besonders auffällig sind Feuersteinabschläge und Pfeilspitzen, die auf eine Jagd- und Sammelkultur schließen lassen.
•Stöttham bei Chieming: In diesem Bereich wurden mesolithische Funde gemacht, die zeigen, dass die Menschen der Mittelsteinzeit bereits die Gewässer als Nahrungsquelle nutzten und sich an das Leben in einer waldreichen Umgebung angepasst hatten.
Die Mittelsteinzeit in Vachendorf
Warum fehlen in Vachendorf selbst mesolithische Funde? Das liegt vor allem daran, dass die Menschen damals keine festen Häuser oder Dörfer bauten. Sie zogen in kleinen Gruppen durch die Landschaft, folgten Wildwechseln und Wasserläufen und blieben nur vorübergehend an guten Rastplätzen.
Mögliche Aufenthaltsorte könnten jedoch entlang der Bäche, insbesondere am Fuschbach und Iserbach, gelegen haben. Auch der Tütensee war in der Mittelsteinzeit vermutlich eine attraktive Wasserstelle, an der Jäger lagernd verweilten.
Der Übergang zur Jungsteinzeit
Gegen Ende der Mittelsteinzeit begann sich das Leben der Menschen zu verändern. Erste Hinweise auf Ackerbau und Viehzucht tauchten auf, und der Übergang zur Sesshaftigkeit begann. Damit trat die Jungsteinzeit an die Stelle des Mesolithikums – und mit ihr die ersten dauerhaften Siedlungen.
Jungsteinzeit
ca. 5.500 – 2.200 v. Chr.
Mit der Jungsteinzeit begann eine völlig neue Ära in der Menschheitsgeschichte – und vermutlich auch in der Geschichte von Vachendorf. Während die Menschen zuvor als Jäger und Sammler durch die Landschaft zogen, wurden sie nun sesshaft. Sie begannen, Getreide anzubauen, Tiere zu halten und dauerhafte Siedlungen zu errichten. Das bedeutete eine tiefgreifende Veränderung: Die ersten Bauern ließen sich nieder, bestellten Felder und bauten einfache Häuser.
Die ersten sesshaften Menschen in Vachendorf?
Obwohl aus der Mittelsteinzeit keine direkten Spuren in Vachendorf überliefert sind, gibt es aus der Jungsteinzeit einen ersten dokumentierten Fund: eine fazitiert geschliffene Steinaxt, die bei Wörglham, unweit des Tütensees, entdeckt wurde. Dieser Fund deutet darauf hin, dass sich in dieser Zeit bereits Menschen dauerhaft in unserer Region aufhielten.
Warum gerade jetzt? Die Bedingungen waren ideal: Das Klima war wärmer als noch in der Mittelsteinzeit, die Wälder boten Baumaterial, und in den Tälern gab es fruchtbare Böden für den Ackerbau. Außerdem verliefen in dieser Zeit erste Handelswege durch das Voralpenland, die es ermöglichten, neue Technologien und Rohstoffe zu verbreiten.
Werkzeuge, Ackerbau und neue Lebensweisen
Mit der Sesshaftigkeit kamen neue Erfindungen: Die Menschen entwickelten effektivere Werkzeuge, errichteten Vorratsspeicher für Getreide und hielten Rinder, Schafe und Ziegen. Statt nur von der Jagd zu leben, begannen sie, ihr Essen selbst zu produzieren – ein revolutionärer Schritt.
Der Tütensee könnte in dieser Zeit eine besondere Rolle gespielt haben: Als dauerhafte Wasserquelle inmitten der Landschaft könnte er einer frühen Siedlung als Trinkwasserreservoir gedient haben. Vielleicht lagen hier in der Nähe die Felder der ersten Bauern, die die Landschaft von Vachendorf nach und nach veränderten.
Der Übergang zur Bronzezeit
Mit dem Aufkommen des Kupferhandels gegen Ende der Jungsteinzeit begann eine neue Entwicklung: Metalle hielten Einzug in die Werkzeugherstellung, und der Kontakt mit anderen Regionen nahm zu. In der folgenden Bronzezeit finden sich dann deutlich mehr archäologische Spuren in unserem Gemeindegebiet
Bronzezeit
ca. 2.200 – 800 v. Chr.
Mit der Bronzezeit beginnt für die Region um Vachendorf eine neue Ära. Erstmals treten hier bedeutende archäologische Funde auf, die belegen, dass die Gegend nicht nur bewohnt, sondern auch wirtschaftlich aktiv in das Handelsnetzwerk der damaligen Zeit eingebunden war.
Metallverarbeitung und Handel
Die Bronzezeit brachte die Metallverarbeitung mit sich – eine technologische Revolution, die das Leben der Menschen grundlegend veränderte. Bronze, eine Legierung aus Kupfer und Zinn, wurde für Werkzeuge, Waffen und Schmuck genutzt. Besonders der Kupferabbau in den Ostalpen spielte dabei eine Schlüsselrolle. Das Kupfer aus den Minen von Mühlbach am Hochkönig gelangte über Handelswege, vermutlich durch das Achental, in den Norden.
Ein deutlicher Beleg für die Bedeutung Vachendorfs im bronzezeitlichen Handel ist der Ringbarrenfund von Schlipfing. Dort wurden bei Bahngleisarbeiten 108 Bronzerohlinge in Ringform entdeckt. Diese Ringbarren dienten in der Bronzezeit als Zahlungsmittel und Rohstoffreserve. Der Fund zeigt, dass hier Handelsgüter gelagert oder umgeschlagen wurden – ein Indiz für die überregionale Vernetzung der Menschen in unserer Region.
Siedlungsspuren und Gräber
Direkte Nachweise einer festen Siedlung aus der Bronzezeit gibt es in Vachendorf nicht, wohl aber eine Reihe von Funden, die eine Besiedlung wahrscheinlich machen. Besonders bemerkenswert ist ein großer Tumulus im Wald bei Geiselprächtig, der mit hoher Wahrscheinlichkeit ein bronzezeitliches Hügelgrab sein könnte. Hügelgräber waren eine typische Bestattungsform der mittleren Bronzezeit, wurden aber teilweise auch in der Eisenzeit weiterverwendet.
Neben dem möglichen Hügelgrab gibt es mehrere Bronzefunde, darunter Messer, ein Dolch und Fibeln. Diese Funde lassen darauf schließen, dass die Region dauerhaft bewohnt war und sich hier Menschen niederließen, die Metall bearbeiteten, Ackerbau betrieben und Handel trieben.
Zusätzlich wurden im Schmiedholz Spuren von Brandgräbern entdeckt. Ob diese noch zur späten Bronzezeit oder bereits zur frühen Eisenzeit gehören, ist nicht abschließend geklärt. Die Urnenfelderkultur war in ganz Mitteleuropa verbreitet und ist für ihre Kremationsbestattungen bekannt. Sollte es sich bei den Funden um Gräber aus dieser Zeit handeln, würde dies einen weiteren Beleg für eine kontinuierliche Besiedlung der Region liefern.
Die Bedeutung der Bronzezeit für Vachendorf
Die Vielzahl an Funden – vom Ringbarrenhort über Bronzewaffen bis hin zu möglichen Gräbern – zeigt, dass Vachendorf in der Bronzezeit nicht nur bewohnt war, sondern auch eine Rolle im überregionalen Handelsnetz spielte. Ob als Zwischenstation auf einer Handelsroute oder als eigenständige Gemeinschaft mit eigener Produktion: Die Region war Teil eines größeren kulturellen Gefüges.
Mit dem Übergang zur Eisenzeit um 800 v. Chr., die mit der Hallstattzeit begann, veränderten sich Gesellschaft, Bestattungssitten und Techniken erneut.
Eisenzeit
ca. 800 v. Chr. – 476 n. Chr.
Mit der Eisenzeit beginnt eine neue Epoche, in der die Metallverarbeitung erneut einen großen Sprung macht. Während in der Bronzezeit Kupfer und Zinn die wichtigsten Metalle waren, nutzten die Menschen nun verstärkt Eisen, das härter, vielseitiger und vor allem in großen Mengen verfügbar war. Dadurch veränderten sich Werkzeuge, Waffen und auch gesellschaftliche Strukturen. In unserer Region lassen sich alle Phasen der Eisenzeit – die Hallstattzeit, die Latènezeit und die Römerzeit – durch Funde belegen, auch wenn sie nicht immer in großer Zahl auftreten.
Hallstattzeit (ca. 800 – 450 v. Chr.)
Die Hallstattzeit markiert den Beginn der Eisenzeit und ist nach dem bedeutenden Fundort Hallstatt in Österreich benannt. Diese Epoche war geprägt von einer hierarchischen Gesellschaft, in der mächtige Fürsten über große Gebiete herrschten. Typisch sind reich ausgestattete Hügelgräber und erste befestigte Höhensiedlungen.
In Vachendorf sind aus dieser Zeit vereinzelte Funde bekannt, die auf eine Präsenz von Menschen in der Region hindeuten. Besonders die Grabhügel im Umland könnten aus der Hallstattzeit stammen, auch wenn eine genauere Datierung oft schwierig ist. Möglicherweise war die Gegend eine Randzone größerer Siedlungsgebiete, die sich weiter südlich und östlich konzentrierten.
Latènezeit (ca. 450 v. Chr. – 15 v. Chr.)
Mit der Latènezeit beginnt die keltische Kultur, die sich über weite Teile Europas erstreckte. Diese Zeit war geprägt von Handel, Handwerk und einer eigenständigen Kunst- und Lebensweise. Die Kelten bauten befestigte Siedlungen, sogenannte Oppida, und nutzten Münzgeld.
In Vachendorf gibt es eindeutige Belege für keltische Aktivität. Münzfunde aus der Latènezeit zeigen, dass die Region in den Handel eingebunden war. In der weiteren Umgebung sind bedeutende Fundstätten wie das keltische Dorf von Stöffling bei Seebruck bekannt, das einen Einblick in das Leben der Menschen dieser Epoche gibt. Die Kelten nutzten bereits Eisenwerkzeuge und Schwerter, und ihre Kultur war von starkem Austausch mit anderen Regionen geprägt.
Römerzeit (ca. 15 v. Chr. – 476 n. Chr.)
Die Römerzeit begann in unserer Region mit der Alpenüberquerung der Römer um 15 v. Chr., als das Königreich Norikum in das Römische Reich eingegliedert wurde. Vachendorf lag in der römischen Provinz Noricum, die für ihre Bodenschätze und das Handwerk bekannt war.
Während der Römerzeit war die Region dicht besiedelt. Es gibt zahlreiche Münzfunde aus dieser Zeit, und in der weiteren Umgebung sind mehrere römische Gutshöfe, sogenannte Villae Rusticae, nachgewiesen. Besonders bedeutend sind die römischen Villen bei Grabenstätt, Erlstätt und Seebruck. Seebruck selbst war ein wichtiger römischer Ort mit einem großen Hafen am Chiemsee, der eine bedeutende Handelsstation darstellte.
In Grabenstätt gibt es ein Museum, das zahlreiche Funde aus der Römerzeit zeigt, darunter Keramik, Werkzeuge und Schmuck. Diese Funde belegen, dass die Region nicht nur von Römern besiedelt war, sondern auch von Einheimischen, die sich an die römische Lebensweise anpassten.
Bedeutung der Eisenzeit für Vachendorf
Auch wenn Vachendorf selbst keine großen Siedlungsreste aus der Eisenzeit aufweist, zeigen die zahlreichen Einzelfunde, dass die Region durchgehend besiedelt war. Die Münzfunde aus der Latène- und Römerzeit, die möglichen Hügelgräber aus der Hallstattzeit und die römischen Hinterlassenschaften in der näheren Umgebung verdeutlichen, dass hier zu jeder Zeit Menschen lebten und wirtschafteten.
Mit dem Niedergang des Römischen Reiches begann eine neue Zeit, die von Völkerwanderungen und Umbrüchen geprägt war.
Frühmittelalter
ca. 500 – 1050 n. Chr.
Mit dem Ende der Römerzeit begann eine Zeit des Umbruchs, in der sich neue Herrschaftsstrukturen bildeten. In unserer Region ließen sich die Bajuwaren nieder, die nach dem Rückzug der Römer das Land besiedelten. Vachendorf gehörte in dieser Zeit zum Einflussbereich des Erzbistums Salzburg – sowohl kirchlich als auch weltlich.
Erste Erwähnung von Vachendorf
Einer der bedeutendsten Hinweise auf Vachendorf im Frühmittelalter findet sich in den Breves Notitiae, einer frühen Besitzaufzeichnung des Erzbistums Salzburg. Dort wird bestätigt, dass ein gewisser Weifher Vachendorf an Salzburg übertrug. Diese Ersterwähnung zeigt, dass der Ort bereits zu dieser Zeit eine gewisse Bedeutung hatte.
Einige Zeit später wird auch die Pfarrei Vachendorf erstmals schriftlich erwähnt. Wahrscheinlich entstanden in dieser Zeit die ersten Kirchenbauten – allerdings aus Holz, sodass heute keine archäologischen Spuren mehr vorhanden sind.
Bestattungssitten und archäologische Funde
Über die Besiedlung Vachendorfs in dieser Zeit gibt es nur wenige direkte Funde. Einzelne Gräber aus dem Frühmittelalter wurden in der Umgebung entdeckt, ein größeres Gräberfeld ist jedoch bislang nicht nachgewiesen. Falls es eines gab, könnte es sich unter dem heutigen Ortskern befinden.
Einen tieferen Einblick in die Lebensweise der Bajuwaren gibt das Bajuwarenmuseum in Waging, wo zahlreiche Funde aus dieser Zeit ausgestellt sind. Auch in Chieming wurden viele frühmittelalterliche Gräber entdeckt, was auf eine dichte Besiedlung der Region hindeutet.
Übergang zum Hochmittelalter
Im Laufe der Zeit verstärkte sich der Salzburger Einfluss auf die Region, bis sich die weltlichen Herrschaftsverhältnisse durch die Erhartinger Verträge änderten. Mit dem Hochmittelalter wuchs die Bevölkerung, die Strukturen wurden fester, und es begannen neue Entwicklungen.
Sammlung aller Artikel zum Frühmittelalter
Hochmittelalter
ca. 1050 – 1250 n. Chr.
Das Hochmittelalter war eine Zeit des Wachstums und der Konsolidierung. Die Bevölkerung nahm zu, Siedlungen wurden größer, und neue Verwaltungs- und Herrschaftsstrukturen etablierten sich. In dieser Epoche gewann auch der Einfluss der Kirche weiter an Bedeutung, insbesondere durch das Kloster Baumburg, das eine zentrale Rolle in der geistlichen und weltlichen Organisation der Region spielte.
Herrschaftliche Entwicklung und Wirtschaft
Vachendorf stand weiterhin unter dem Einfluss des Erzbistums Salzburg, doch die Verwaltung lag in dieser Zeit beim Archidiakon von Baumburg. Dieser war für die geistliche Aufsicht verantwortlich und zugleich der direkte Vorgesetzte des Pfarrers von Vachendorf. In vielen Fällen war der Pfarrer nicht nur Seelsorger, sondern auch der weltliche Grundherr, der stellvertretend für Salzburg die örtlichen Bauern verwaltete.
Die wirtschaftliche Entwicklung ist durch mehrere erhaltene Urkunden belegt. In diesen Dokumenten, die heute im Staatsarchiv München und im Archiv von Salzburg aufbewahrt werden, werden vor allem Grundstücksübertragungen und Zinsregelungen genannt. Einige Urkunden bezeugen auch Darlenhsgewährungen. Viele dieser Urkunden sind inzwischen digital zugänglich und geben einen Einblick in das Leben und die Strukturen der damaligen Zeit.
Der Handel nahm zu, und Münzen wurden im Alltag wichtiger. Ein bedeutender Fund aus dieser Zeit ist ein Regensburger Pfennig, der in Vachendorf entdeckt wurde. Dieser zeigt, dass der Ort in das wirtschaftliche Netzwerk Süddeutschlands eingebunden war und Verbindungen zu Handelsstädten wie Regensburg hatte.
Kirchlicher Einfluss und Kirchenbau
Während im Frühmittelalter noch Holzkirchen üblich waren, setzte sich im Hochmittelalter zunehmend der Bau von steinernen Kirchen durch. Die Romanik prägte diese Bauphase, und auch in Vachendorf entstanden in dieser Zeit mehrere Kirchen, deren Grundmauern bis heute erhalten sind.
Dazu gehören die erste steinerne Kirche in Vachendorf selbst sowie die drei Filialkirchen: St. Georg am Berg, St. Margareta in Einharting und die Jakobus-Kirche in Bernhaupten. Diese Kirchen stammen in ihrer Grundstruktur aus dem Hochmittelalter und wurden im Laufe der Jahrhunderte mehrfach umgestaltet. Die Wahl ihrer Standorte auf Anhöhen oder an strategisch günstigen Punkten deutet darauf hin, dass sie nicht nur als religiöse Stätten, sondern auch als Orientierungspunkte und Versammlungsorte dienten.
Das Kloster Baumburg spielte eine zentrale Rolle in der kirchlichen Organisation. Es war nicht nur ein geistliches Zentrum, sondern auch ein Verwaltungsorgan für die Salzburger Gebiete in Bayern. Der Archidiakon von Baumburg war die wichtigste geistliche Autorität in der Region, und der Vachendorfer Pfarrer stand direkt unter seiner Aufsicht.
Bayern und die Wittelsbacher
Im Jahr 1180 wurde der Welfenherzog Heinrich der Löwe von Kaiser Friedrich Barbarossa entmachtet. Infolgedessen fiel das Herzogtum Bayern an das Haus Wittelsbach, das fortan die Geschicke Bayerns lenkte. Diese politische Neuordnung hatte langfristige Auswirkungen auf die gesamte Region, auch wenn Vachendorf zunächst weiterhin unter Salzburger Einfluss blieb.
Mit dem Übergang zum Spätmittelalter wandelten sich die Strukturen weiter. Die Grundherrschaft wurde gefestigt, neue wirtschaftliche Herausforderungen traten auf, und erste Krisen kündigten sich an.
Spätmittelalter
ca. 1250 – 1500 n. Chr.
Das Spätmittelalter folgte auf die Blütezeit des Hochmittelalters und brachte bedeutende gesellschaftliche, wirtschaftliche und kulturelle Veränderungen mit sich. Während sich Städte weiterentwickelten und der Handel zunahm, kam es auch zu Krisen wie der Großen Pest und politischen Spannungen innerhalb des Heiligen Römischen Reiches. In Bayern war das Spätmittelalter vor allem von der Herrschaft der Wittelsbacher geprägt, die das Herzogtum Bayern unter sich aufteilten und immer wieder in Erbstreitigkeiten verwickelt waren.
Das Spätmittelalter in Bayern
Nach der Teilung Bayerns im Jahr 1255 entstanden die Herzogtümer Ober- und Niederbayern. Im Laufe des Spätmittelalters wurden die Landesteile mehrfach neu geordnet, was zu Spannungen und Machtkämpfen führte. Gleichzeitig entwickelten sich Städte wie München, Landshut und Regensburg zu wirtschaftlichen Zentren. Die Städte erhielten zunehmend eigene Rechte, wodurch die Macht der Landesherren allmählich eingeschränkt wurde.
Das Spätmittelalter war auch die Zeit der Gotik, die sich in der Architektur deutlich widerspiegelte. Während die Romanik noch von massiven Steinbauten mit kleinen Fenstern geprägt war, brachte die Gotik hohe, filigrane Bauwerke mit großen Fenstern und Spitzbögen hervor.
Gotische Einflüsse in Vachendorf
Auch in Vachendorf hinterließ die Gotik ihre Spuren. Aus dieser Zeit stammt das noch erhaltene Mauerwerk des Vachendorfer Kirchtors, das einen Eindruck von der mittelalterlichen Bauweise vermittelt. Die bereits bestehenden Kirchen wurden in dieser Zeit teilweise umgebaut und an den neuen Stil angepasst.
Ein Beispiel dafür ist die Kirche St. Georg am Berg, in der ein gotisches Spitzgewölbe eingezogen wurde. Auch die Fenster wurden in dieser Zeit vergrößert und mit spitzbogigen Formen versehen. Ob die alte romanische Kirche in Vachendorf ebenfalls gotisiert wurde, lässt sich nicht mehr feststellen, da sie nicht erhalten ist. Der Kirchturm, der aus dieser Zeit stammt, zeigt jedoch deutlich gotische Merkmale.
Wirtschaft und Gesellschaft
Das Spätmittelalter war eine Zeit des wirtschaftlichen Wandels. Während der Handel florierte, wurde die Landwirtschaft effizienter, und in den Städten entstanden neue Berufe und Zünfte. Doch die Epoche war auch von Krisen geprägt: Die Pest, die ab 1347 in Europa wütete, forderte enorme Opfer und veränderte die Gesellschaft nachhaltig.
In Vachendorf und Umgebung sind aus dieser Zeit wenige direkte Funde bekannt, doch es ist anzunehmen, dass die Region in die wirtschaftlichen Strukturen des Chiemgaus eingebunden war. Seebruck blieb ein wichtiger Knotenpunkt, und auch die Verbindung nach Salzburg blieb bestehen.
Übergang zur Neuzeit
Das Spätmittelalter endete um 1500 mit tiefgreifenden Veränderungen: Die Renaissance begann, das Heilige Römische Reich wurde neu geordnet, und mit der Reformation und den Bauernkriegen kündigten sich neue Konflikte an. Die Gotik wurde von der Renaissance abgelöst, und in den kommenden Jahrhunderten prägten neue Baustile die Kirchen und Gebäude der Region.
Frühe Neuzeit
ca. 1500 – 1700 n. Chr.
Die Frühe Neuzeit war eine Epoche des Wandels und der Erneuerung. In Bayern und insbesondere in Vachendorf spiegelten sich diese Veränderungen in religiösen, kulturellen und architektonischen Entwicklungen wider.
Reformation und Gegenreformation
Die Reformation des 16. Jahrhunderts führte zu erheblichen Umbrüchen in der christlichen Welt. Bayern blieb jedoch ein Zentrum des Katholizismus und erlebte im Zuge der Gegenreformation eine Intensivierung des katholischen Glaubenslebens. In dieser Zeit wurden zahlreiche Kirchenvisitationen durchgeführt, um den Zustand der Pfarreien zu überprüfen und gegebenenfalls Reformen einzuleiten.
Kirchenvisitation in Vachendorf
Ein bedeutendes Dokument dieser Epoche ist das Visitationsprotokoll von 1551, in dem die Pfarrei Vachendorf unter Pfarrer Burgstaller detailliert beschrieben wird. Solche Protokolle geben wertvolle Einblicke in das religiöse Leben, die Ausstattung der Kirchen und die pastorale Praxis jener Zeit. Sie dienten dazu, Missstände aufzudecken und die Umsetzung der Beschlüsse des Konzils von Trient sicherzustellen.
Barocker Kirchenbau in Vachendorf
Die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts war geprägt von einer regen Bautätigkeit im Zeichen des Barock. Unter Pfarrer Oppenrieder wurde 1681 die Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt neu errichtet. Der aus Graubünden stammende Baumeister Lorenzo Sciascia leitete den Bau. Die neue Kirche ersetzte eine frühere romanische Basilika und wurde im frühbarocken Stil gestaltet. Charakteristisch für Sciascias Architektur sind Elemente wie das Stichkappengewölbe und die kräftigen Wandpfeiler mit Pilastern. Der spätgotische Turm der Vorgängerkirche blieb erhalten und wurde in den Neubau integriert.
Weitere Baumaßnahmen und Dokumentationen
In dieser Zeit häuften sich schriftliche Aufzeichnungen über bauliche Maßnahmen und das Gemeindeleben. Urkunden und Protokolle dokumentieren Renovierungen, Erweiterungen und die Ausstattung der Kirchen. Diese Dokumente, die in Archiven in München und Salzburg aufbewahrt werden, bieten einen reichen Fundus für die Erforschung der lokalen Geschichte.
Übergang zur Moderne
Die Frühe Neuzeit legte den Grundstein für viele Entwicklungen, die das spätere Bayern prägten. Die religiösen Reformen, der barocke Kirchenbau und die zunehmende Schriftlichkeit spiegeln den Übergang von mittelalterlichen Strukturen hin zu einer modernen Gesellschaft wider. Ab 1640 liegen auch die schriftlichen Aufzeichnungen der jeweiligen Pfarrherren über die Bevölkerungsentwicklung vor, die sogenannten Matrikelbücher.
18. Jahrhundert
ca. 1700 – 1800
Das 18. Jahrhundert war eine Zeit des behutsamen Wandels und der Vorbereitung auf tiefgreifende Umbrüche. Bayern blieb Teil des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation, war stark von kirchlichen Strukturen geprägt und entwickelte sich innerhalb der bestehenden Herrschaftsverhältnisse weiter. Auch in Vachendorf spiegelten sich diese Entwicklungen im dörflichen Alltag wider.
Kurfürstliches Bayern und kirchliche Ordnung
Bayern war im 18. Jahrhundert ein Kurfürstentum unter der Herrschaft der Wittelsbacher. Das Land war stark konfessionell geprägt, insbesondere im Chiemgau bestanden enge Verbindungen zur Erzdiözese Salzburg. Vachendorf unterstand in vielen Bereichen dem Einfluss kirchlicher Institutionen – etwa in der Seelsorge, Bildung und Armenfürsorge.
Die Verwaltung erfolgte im Rahmen der bestehenden Grundherrschaften, die das Leben in der Region in hohem Maß bestimmten. Bauern lebten in abhängigen Verhältnissen, mussten Abgaben leisten und Frondienste erbringen. Die dörfliche Ordnung war stark geregelt, soziale Aufstiegsmöglichkeiten blieben begrenzt.
Landwirtschaft und Lebensverhältnisse
Die Landwirtschaft war der zentrale Lebensbereich. Ackerbau und Viehzucht bestimmten den Alltag der Menschen. Technische Innovationen spielten kaum eine Rolle – die Bewirtschaftung erfolgte traditionell, oft unter schwierigen klimatischen Bedingungen. Missernten und Hungerjahre konnten ganze Regionen hart treffen.
Dennoch zeigen Quellen für das 18. Jahrhundert auch Zeichen von Stabilität: Flurgrenzen wurden festgelegt, Höfe weitervererbt und das dörfliche Gemeinschaftsleben durch Bräuche und kirchliche Festtage strukturiert. Vachendorf war eingebettet in eine Kulturlandschaft, die von jahrhundertealter Erfahrung geprägt war.
Bildung, Religion und Weltdeutung
Die religiöse Praxis war im 18. Jahrhundert allgegenwärtig. Kirche und Glaube prägten das Weltbild und den Alltag. Die Volksschule, oft von der Kirche getragen, vermittelte grundlegende Bildung, allerdings nur für einen Teil der Bevölkerung. Lesen, Schreiben und Katechismus standen im Vordergrund.
Das Denken war geprägt von religiösem Sinnzusammenhang. Aufklärung und Rationalität drangen erst gegen Ende des Jahrhunderts langsam vor, besonders in den Städten. In ländlichen Gemeinden wie Vachendorf blieb die Weltanschauung bis in die späte Frühe Neuzeit tief verwurzelt in kirchlicher Ordnung und bäuerlicher Lebenswelt.
Ausblick auf das kommende Jahrhundert
Zum Ende des 18. Jahrhunderts verdichteten sich politische und gesellschaftliche Spannungen. Die Ideen der Aufklärung gewannen an Einfluss, auch wenn sie das dörfliche Leben noch kaum erreichten. Die Französische Revolution und die Säkularisation in ihrem Gefolge sollten in den kommenden Jahrzehnten tiefgreifende Veränderungen bringen – auch für Vachendorf.
Das 18. Jahrhundert war somit ein Jahrhundert des Übergangs: zwischen Tradition und beginnender Moderne, zwischen kirchlicher Ordnung und kommender Umgestaltung.
19. Jahrhundert und Erster Weltkrieg
ca. 1800 – 1918
Das 19. Jahrhundert war eine Zeit des Umbruchs und der Modernisierung. Bayern entwickelte sich von einem Kurfürstentum zum Königreich, die Gesellschaft wandelte sich durch Reformen und Industrialisierung, und auch in Vachendorf hinterließen diese Entwicklungen ihre Spuren.
Bayern als Königreich und politische Umbrüche
Nach den Napoleonischen Kriegen wurde Bayern im Jahr 1806 zum Königreich erhoben. Unter den Wittelsbachern erlebte das Land zahlreiche Reformen, darunter die Bauernbefreiung, die Einführung eines einheitlichen Rechtssystems und die Modernisierung der Verwaltung. Die alten Grundherrschaften verloren an Bedeutung, und Bauern konnten zunehmend selbstbestimmt wirtschaften.
Auch Vachendorf war von diesen Veränderungen betroffen. Die engen Verbindungen zur Salzburger Kirche verloren an Einfluss, und weltliche Verwaltungsstrukturen wurden gestärkt. Das Gemeindewesen wurde neu organisiert, und es entstanden die ersten Formen einer kommunalen Selbstverwaltung.
Infrastruktur und wirtschaftliche Entwicklung
Mit dem Fortschreiten des Jahrhunderts wuchs die Bedeutung der Infrastruktur. Straßen wurden ausgebaut, Brücken errichtet und neue Verkehrswege geschaffen. Die Nähe zur Eisenbahnlinie hatte Einfluss auf die Region, auch wenn Vachendorf selbst nicht direkt angeschlossen wurde.
Die Landwirtschaft blieb der wichtigste Wirtschaftszweig, doch sie wandelte sich durch neue Techniken und Maschinen. Während in früheren Zeiten hauptsächlich Selbstversorgung im Mittelpunkt stand, wurden nun verstärkt landwirtschaftliche Produkte für den Markt produziert. Im Jahr 1816 war das “Jahr ohne Sommer”.
Gesellschaftlicher Wandel
Das 19. Jahrhundert brachte auch tiefgreifende gesellschaftliche Veränderungen. Schulen wurden ausgebaut, und die allgemeine Schulpflicht setzte sich zunehmend durch. Die Kirche blieb ein wichtiger Bestandteil des Dorflebens, doch mit der Säkularisation verloren Klöster und kirchliche Einrichtungen viele ihrer einstigen Privilegien.
Gegen Ende des Jahrhunderts stieg die Mobilität der Bevölkerung. Viele Menschen wanderten in die Städte ab, um dort Arbeit zu finden. Gleichzeitig verbesserten sich die Lebensbedingungen auf dem Land durch Fortschritte in der Medizin und Hygiene.
Der Erste Weltkrieg und das Ende des Königreichs Bayern
Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 änderte sich das Leben drastisch. Männer wurden zum Kriegsdienst eingezogen, und die Bevölkerung musste Einschränkungen in der Versorgung hinnehmen. Das Kriegsende 1918 markierte nicht nur eine tiefgreifende Zäsur für Europa, sondern auch für Bayern: Die Monarchie wurde abgeschafft, und der Freistaat Bayern entstand.
Mit dem Ende des 19. Jahrhunderts und dem Übergang ins 20. Jahrhundert begann eine neue Phase der Geschichte.
Zwischenkriegszeit und Zweiter Weltkrieg
ca. 1918 – 1945
Mit dem Ende des Ersten Weltkriegs 1918 begann eine Zeit politischer Unsicherheit und wirtschaftlicher Krisen. Bayern wurde Freistaat, doch die junge Demokratie der Weimarer Republik war von Beginn an instabil. Die Weltwirtschaftskrise und der Aufstieg des Nationalsozialismus führten schließlich in die Katastrophe des Zweiten Weltkriegs.
Die Weimarer Republik und ihre Auswirkungen
Nach dem Sturz der Monarchie wurde Bayern als Freistaat neu organisiert. Die Jahre nach dem Ersten Weltkrieg waren von wirtschaftlichen Schwierigkeiten geprägt. Inflation, politische Unruhen und soziale Spannungen bestimmten den Alltag. Auch in Vachendorf spürte man die Auswirkungen: Preise stiegen, viele Bauern hatten Schwierigkeiten, ihre Betriebe rentabel zu halten, und Arbeitsplätze waren rar.
In den 1920er-Jahren beruhigte sich die Lage etwas, doch mit der Weltwirtschaftskrise ab 1929 verschärften sich die Probleme erneut. Viele Menschen waren von Armut betroffen, und die politische Radikalisierung nahm zu.
Der Nationalsozialismus und der Zweite Weltkrieg
1933 übernahmen die Nationalsozialisten die Macht. Auch in ländlichen Regionen wie Vachendorf wurden ihre Strukturen aufgebaut, und das Dorf blieb nicht unberührt von den politischen Entwicklungen. Die Gleichschaltung der Gesellschaft, die Propaganda und die Militarisierung griffen tief in den Alltag ein.
Mit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs 1939 wurden viele Männer aus der Region eingezogen. Die Landwirtschaft musste trotz Arbeitskräftemangels weiter funktionieren, was oft durch den Einsatz von Zwangsarbeitern geschah.
Kriegsfolgen für die Region
Ab 1944 verschlechterte sich die Versorgungslage drastisch. In den letzten Kriegsmonaten zogen Flüchtlinge und Vertriebene durch die Region, und gegen Kriegsende rückten alliierte Truppen näher. Die Dörfer im Chiemgau blieben weitgehend von Zerstörungen verschont, doch viele Soldaten kehrten nicht zurück, und die Nachkriegszeit stellte die Bevölkerung vor große Herausforderungen.
Mit dem Ende des Krieges 1945 begann dann der Wiederaufbau,
Nachkriegszeit und Wirtschaftswunder
ca. 1945 – 1990
Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 begann eine Zeit des Wiederaufbaus und des gesellschaftlichen Wandels. Die Region um Vachendorf war zwar von direkten Kriegsschäden weitgehend verschont geblieben, doch die Herausforderungen der Nachkriegszeit waren dennoch erheblich.
Flüchtlinge, Entnazifizierung und Neubeginn
Nach Kriegsende kamen viele Heimatvertriebene aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten nach Bayern. Auch in Vachendorf wurden Flüchtlinge aufgenommen, was die Dorfgemeinschaft vor große Herausforderungen stellte. Wohnraum war knapp, und die Versorgungslage blieb in den ersten Jahren angespannt.
Gleichzeitig begann die politische Neuordnung. Bayern wurde Teil der amerikanischen Besatzungszone, und in vielen Gemeinden wurde die Entnazifizierung durchgeführt. Die demokratische Neuorganisation des Landes führte 1949 zur Gründung der Bundesrepublik Deutschland.
Wirtschaftlicher Aufschwung und Modernisierung
Ab den 1950er-Jahren setzte mit dem Wirtschaftswunder ein enormer Aufschwung ein. Neue Arbeitsplätze entstanden, die Infrastruktur wurde verbessert, und viele Menschen konnten sich erstmals ein eigenes Haus oder ein Auto leisten.
In Vachendorf zeigte sich der Wandel in vielerlei Hinsicht:
•Die Landwirtschaft modernisierte sich, Maschinen ersetzten viele traditionelle Arbeitsweisen.
•Die Elektrifizierung und der Ausbau der Wasserversorgung verbesserten die Lebensqualität erheblich.
•Straßen wurden erneuert, und die Verkehrsanbindung an größere Städte wurde ausgebaut.
Gesellschaftlicher Wandel
Die 1960er- und 1970er-Jahre brachten tiefgreifende gesellschaftliche Veränderungen. Die traditionellen dörflichen Strukturen begannen sich zu lockern, und viele junge Menschen zog es in die Städte. Gleichzeitig nahm die Bedeutung der Kirche im alltäglichen Leben ab, auch wenn sie weiterhin eine wichtige Rolle im Gemeindeleben spielte.
Die 1980er-Jahre waren von neuen Herausforderungen geprägt. Die Umweltbewegung gewann an Bedeutung, und Themen wie Flächennutzung, Landschaftsschutz und nachhaltige Entwicklung rückten in den Fokus.
Übergang in die Gegenwart
Mit dem Fall der Berliner Mauer 1989 und der Wiedervereinigung 1990 begann eine neue Epoche. Die Globalisierung, die Digitalisierung und die Veränderungen in der Arbeitswelt stellten neue Fragen, denen sich auch ländliche Regionen wie Vachendorf stellen mussten,
Gegenwart
ca. 1990 – heute
Mit dem Ende des Kalten Krieges und der Wiedervereinigung Deutschlands begann eine neue Epoche, die auch in Vachendorf spürbare Veränderungen brachte. Globalisierung, Digitalisierung und gesellschaftlicher Wandel prägten die letzten Jahrzehnte und stellten die Gemeinde vor neue Herausforderungen und Chancen.
Bevölkerungswachstum und Strukturwandel
Seit den 1990er-Jahren erlebte Vachendorf, wie viele ländliche Regionen in Bayern, ein moderates Bevölkerungswachstum. Die steigende Mobilität und verbesserte Infrastruktur ermöglichten es mehr Menschen, in ländlichen Gegenden zu wohnen und gleichzeitig in städtischen Zentren zu arbeiten.
Die traditionelle Landwirtschaft ging weiter zurück, während sich das Dorf immer mehr zu einer Wohn- und Pendlergemeinde entwickelte. Neue Wohngebiete entstanden, und das Ortsbild veränderte sich durch moderne Bauweisen. Gleichzeitig wurde darauf geachtet, die dörfliche Identität zu bewahren.
Entwicklung von Infrastruktur und Wirtschaft
Die Infrastruktur wurde in den vergangenen Jahrzehnten stetig verbessert:
•Straßen wurden ausgebaut, um eine bessere Anbindung an die umliegenden Städte zu gewährleisten.
•Die Digitalisierung schritt voran, schnelles Internet wurde zu einem wichtigen Standortfaktor.
•Neue Gewerbegebiete entstanden, um Arbeitsplätze in der Region zu halten.
Die örtliche Wirtschaft blieb stark von kleinen und mittelständischen Betrieben geprägt. Handwerk, Dienstleistungen und Tourismus gewannen an Bedeutung, während klassische landwirtschaftliche Betriebe immer seltener wurden.
Veränderungen in Gesellschaft und Kultur
Der gesellschaftliche Wandel zeigte sich auch im Dorfleben. Traditionelle Feste, Vereine und kirchliche Veranstaltungen blieben ein wichtiger Bestandteil des Gemeindelebens, doch neue kulturelle und soziale Angebote kamen hinzu.
Der Klimaschutz und nachhaltige Entwicklung rückten zunehmend in den Fokus. Fragen der Energieversorgung, des Flächenverbrauchs und des Umweltschutzes wurden auch auf kommunaler Ebene immer wichtiger.
Blick in die Zukunft
Vachendorf steht, wie viele ländliche Gemeinden, vor der Herausforderung, Tradition und Moderne in Einklang zu bringen. Die zunehmende Digitalisierung, der Wandel in der Arbeitswelt und die demografische Entwicklung werden in den kommenden Jahren entscheidend sein.
Wie sich das Dorf in Zukunft entwickeln wird, ist offen – doch eines ist sicher: Die Geschichte geht weiter…
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