Marie von Preußen – Königin der Berge

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Stell dir vor, du sitzt in Vachendorf beim Wirt, bestellst dir eine Maß – und plötzlich setzt sich eine Dame zu dir. Keine prunkvolle Robe, keine übertrieben höfische Etikette, sondern eine Frau mit wetterfester Kleidung und einem festen Händedruck. Sie lächelt und sagt: „Ein Gipfel ist erst dann bezwungen, wenn man wieder sicher unten ankommt.“

Genau so eine ist Marie von Preußen gewesen. Eine Königin, die weniger am höfischen Glanz interessiert war, sondern lieber in den Bergen unterwegs gewesen ist.

Biografische Daten

Geburtsdatum: 15. Oktober 1825
Todesdatum: 17. Mai 1889
Vater: Prinz Wilhelm von Preußen
Mutter: Prinzessin Marie von Sachsen-Weimar-Eisenach
Ehemann: Maximilian II. von Bayern
Kinder: Ludwig II., Otto von Bayern
Residenzen: München, Schloss Hohenschwangau

Die Königin, die lieber in die Berge gegangen ist

Marie von Preußen ist in eine Zeit hineingeboren worden, in der von einer Prinzessin vor allem erwartet worden ist, dass sie höfisch auftritt, gut repräsentiert und sich um die Familie kümmert. Doch sie hat eine ganz andere Leidenschaft gehabt: die Natur und das Gebirge.

1842 hat sie Maximilian von Bayern kennengelernt, und die beiden haben sich tatsächlich gut verstanden. Drei Jahre später haben sie geheiratet, und als Maximilian 1848 König geworden ist, ist Marie an seiner Seite Königin von Bayern geworden. Während ihr Mann sich für Wissenschaft und Kultur eingesetzt hat, hat Marie Bayern von einer ganz anderen Seite kennengelernt – nämlich von oben, aus den Bergen.

Sie hat ausgedehnte Wanderungen unternommen, Berggipfel bestiegen und sich als eine der ersten Frauen überhaupt in eine Welt gewagt, die damals noch als reine Männerdomäne gegolten hat. Besonders die Alpen rund um Schloss Hohenschwangau, das ihr Mann hatte ausbauen lassen, sind ihr zur zweiten Heimat geworden. Noch heute erinnert der Marienbrücken-Weg nahe Neuschwanstein an ihre Touren.

Doch das höfische Leben hat nicht immer nach ihrem Geschmack gewesen. Ihr Sohn Ludwig II. ist mit der Zeit immer exzentrischer geworden, und als er 1886 unter mysteriösen Umständen im Starnberger See gestorben ist, hat sie sich endgültig aus der Öffentlichkeit zurückgezogen.

Am 17. Mai 1889 ist sie gestorben. Kein Name, der in der Politik große Spuren hinterlassen hat – aber eine Königin, die Bayern auf ganz besondere Weise geliebt hat. Wer heute in den bayerischen Alpen unterwegs ist, wandert vielleicht auf einem Pfad, den sie einst selbst erkundet hat.