Wenn in Feldpostbriefen von 1914 die Rede ist von „Rothosen“, dann meint das nicht etwa modisch gewagte Alpenbewohner, sondern: Franzosen. Genauer gesagt: französische Infanteristen – und zwar in ihren klassischen Uniformen, die noch aus dem Geist des 19. Jahrhunderts stammen.
Die französische Armee trug zu Beginn des Ersten Weltkriegs eine auffällige Kombination: blaue Jacke, rotes Käppi, und vor allem – rote Hosen. In einer Zeit, in der deutsche Soldaten bereits feldgrau durch den Schützengraben krochen, standen die „Rothosen“ wie Signalfahnen auf dem Schlachtfeld.
In deutschen Soldatenbriefen war der Begriff schnell verbreitet – mal staunend, mal mitleidig, manchmal spöttisch. Denn im Zeitalter der Maschinengewehre war ein leuchtendes Rot nicht gerade kriegstauglich. Die Uniformen wurden später geändert, aber der Spitzname blieb. Wer also heute noch von „Rothosen“ spricht, meint keine Trachtengruppe – sondern das leuchtende Symbol einer Armee, die mit Tradition in den Kugelhagel marschierte.