Stell dir vor, du sitzt in Vachendorf beim Wirt, bestellst dir eine Maß – und da tritt einer ein, der aussieht, als käme er direkt von einer Prunkkutsche: Samt, Silberstickerei, ein höfischer Herr durch und durch. Doch statt laut aufzutreten, verneigt er sich leicht und sagt leise: „Wisst Ihr, wie man ein Land heilt? Man fängt bei den Kindern an.“
Biografische Daten
• Geboren: 31. Oktober 1636 (München)
• Gestorben: 26. Mai 1679 (Schleißheim)
• Dynastie / Familie: Wittelsbacher
• Herkunft: Bayern
• Bedeutung: Kurfürst von Bayern, innerer Konsolidierer nach dem Dreißigjährigen Krieg, Bauherr der Theatinerkirche, Vater des bayerischen Frühabsolutismus
Der Wiederaufbauer im Schatten des Krieges
Ferdinand Maria kam jung an die Macht – viel zu jung, wenn man bedenkt, was er erben musste: ein ausgezehrtes, verwüstetes Bayern, traumatisiert vom Dreißigjährigen Krieg. Die Pest hatte gewütet, die Felder lagen brach, die Menschen waren müde und arm. Und doch war da dieser stille, kluge Mann, der sich nicht mit Prunk und Eitelkeit befasste, sondern mit Wiederaufbau, Verwaltung und Gottvertrauen.
Er regierte zusammen mit seiner klugen Frau, Henriette Adelheid von Savoyen, die aus Italien kam – und damit auch südliches Flair, Barockkultur und die Idee für einen prachtvollen Kirchenbau: die Theatinerkirche in München. Sie war Ausdruck von Dankbarkeit, denn nach langem Warten war endlich ein Thronfolger geboren worden – Max Emanuel.
Ferdinand Maria hat das Land nicht mit dem Schwert regiert, sondern mit dem Gesetz. Er hat Schulen gefördert, das Hofgericht reformiert, die Landesverteidigung geordnet – und dabei fast immer Maß gehalten. Kein Tyrann, kein Kriegsfürst, sondern ein vorsichtiger Erneuerer.
Was hat er in Vachendorf verloren?
Wahrscheinlich mehr als man denkt. Denn während seine Politik meist München im Blick hatte, war es seine kluge Strukturreform, die auch im ländlichen Raum wirkte. Die Hofmarksgerichte, die Neuordnung der Verwaltung, der Wiederaufbau von Kirchen und Ämtern – all das kam auch hier im Chiemgau an. In seine Herrschaftszeit fiel dann auch der Bau der heutigen Pfarrkirche unter Lorenzo Sciasca und Pfarrer Oppenrieder. Und über die Jahre wuchs aus dem zerstörten Bayern ein neues, stärkeres Land.
Ein Kurfürst mit sanfter Feder
Ferdinand Maria war kein Kriegsheld. Aber er war ein Friedensstifter. Ein Landarzt im Gewand eines Fürsten. Und so sitzt er jetzt beim Phantom-Wirt, nippt an einer leichten Apfelschorle und sagt: „Macht ist gut – aber Fürsorge ist besser.“