Stell dir vor, du sitzt in Vachendorf beim Wirt, bestellst dir eine frische Maß – und da tritt einer ein, mit wettergegerbtem Gesicht, dunklem Blick, einem Bündel Pläne unter dem Arm und einem Degen an der Seite. Er trägt ihn nicht aus Eitelkeit, sondern als Zeichen. Der Mann weiß, was er tut. Und das Dorf weiß: Jetzt wird gebaut – für die Ewigkeit.
Biografische Daten
- Geboren: um 1640 (Roveredo, Graubünden)
- Gestorben: nach 1693 (Ort unbekannt)
- Dynastie / Familie: Sciasca (Graubündner Baumeisterfamilien)
- Herkunft: Roveredo, Veltlin / Graubünden
- Bedeutung: Baumeister der Vachendorfer Kirche und weiterer Barockbauten in Südostbayern; brachte italienisch geprägte Baukunst in den Chiemgau.
Der Mann, der Vachendorf veränderte
Lorenzo Sciasca war nicht einfach ein durchreisender Meister – er hat gebaut, was heute noch steht. Die Kirche von Vachendorf trägt seine Handschrift. Gemeinsam mit Pfarrer Oppenrieder hat er ein Gebäude geschaffen, das nicht nur Gottesdienststätte wurde, sondern Identitätsort für das ganze Dorf.
Man hat ihn geholt, weil man wusste: Wer Sciasca ruft, bekommt mehr als nur Mauerwerk. Er brachte Licht in den Kirchenraum, Weite in die Struktur, Würde ins Detail. Seine Bauweise war von italienischem Barock geprägt, doch angepasst an das, was ein Dorf wie Vachendorf zu leisten vermochte.
Der Degen an seiner Seite war kein Standeszeichen – sondern ein Symbol für Selbstbewusstsein. Sciasca wusste, dass sein Können Gewicht hatte. Und er wusste auch, dass ein armer Mann aus Graubünden sich Respekt verschaffen musste – nicht durch Lautstärke, sondern durch Qualität.
Was hat er in Vachendorf hinterlassen?
Mehr als Steine. Mehr als einen Plan.
Er hat ein Zentrum geschaffen, das noch immer prägt: das geistliche, soziale und architektonische Herz des Dorfes. Die Kirche, die er mitentworfen und erbaut hat, steht bis heute – sichtbares Zeugnis einer Zeit, in der Kunst und Glaube, Form und Inhalt zusammenfanden.
Sciasca hat in Vachendorf nicht nur Spuren hinterlassen – er hat das Dorf mitgestaltet. Und auch wenn sein Name nicht täglich fällt: Wer die Kirche betritt, tritt in seinen Raum. Wer dort zur Ruhe kommt, sieht durch seine Augen.
Der Erbauer des Lichts
Lorenzo Sciasca war ein Mann zwischen den Welten: Einfache Herkunft, große Wirkung. Handwerklich verwurzelt, künstlerisch bewegt.
Er ist keiner, der vergessen ging – er lebt in seinem Bauwerk fort. Nicht als Phantom, sondern als stille, tragende Kraft im Zentrum eines Dorfes.