Stell dir vor, du sitzt in Vachendorf beim Wirt, der Ofen knistert, und einer erzählt von einem Richter, der nicht mit harter Hand herrschte, sondern mit feiner Feder und klarem Verstand. Einer, der nicht wegschaute – aber auch nicht gleich verurteilte.
Biografische Daten
- Geboren: unbekannt, um 1630
- Gestorben: unbekannt, um 1690
- Amt: Landrichter und Pflegsverwalter in Traunstein
- Herkunft: Oberbayern
- Bedeutung: Zuständig für die Gerichtsbarkeit und Verwaltung im Landgericht Traunstein; Schlüsselperson beim Kirchenneubau von Vachendorf 1678; verweigerte offenbar die Auslieferung eines mutmaßlichen Hexerei-Delinquenten nach Salzburg
Der Landrichter mit innerem Maß
Andreas Spannagl stand in einer schwierigen Zeit zwischen den Fronten. Einerseits war er als Landrichter verantwortlich für Recht und Ordnung im Landgericht Traunstein. Andererseits wehte ein kalter Wind aus Salzburg herüber: Die berüchtigten Hexenprozesse um den sogenannten Zaubererjackl forderten Gehorsam – und Opfer.
Spannagl scheint mit Bedacht gehandelt zu haben. Als ihn ein Auslieferungsersuchen des Salzburger Erzbischofs erreichte, schickte er den Mann nicht über die Grenze. Kein Urteil, kein Scheiterhaufen. Es bleibt vieles im Dunkeln – aber sein Zögern spricht Bände.
Und dann war da noch Vachendorf. Der Pfarrer bat um Hilfe, die Kirche war baufällig, der Neubau dringend. Spannagl reagierte nicht bürokratisch, sondern persönlich. Er reiste nach Baumburg, übergab Grundriss und Akten, schrieb eindringliche Briefe an den Kurfürstlichen Geistlichen Rat in München. Ohne sein Mittun wäre es womöglich nie zu dem Neubau gekommen, den Lorenzo Sciasca plante.
Was hat er in Vachendorf verloren?
Andreas Spannagl war nie Pfarrer, nie Baumeister, nie Bruderschaftsmitglied. Aber er war ein stiller Wegbereiter. Einer, der die Dinge in Bewegung brachte, weil er sie verstand – nicht, weil er laut war. In einer Zeit der Scheiterhaufen entschied er sich, auf den Bauplatz zu zeigen.
Kein Held, kein Täter – ein Mensch mit Haltung
Vielleicht war Andreas Spannagl kein Idealist. Aber er war auch kein Mitläufer. In seinem Amt hat er Urteile gefällt – aber in entscheidenden Momenten auch Maß bewahrt. Und manchmal ist das mehr, als viele in seiner Zeit vermochten.