Die “Gusti” von der Pfalz – getrennte Wege

,

Stell dir vor, du sitzt in Vachendorf beim Wirt, bestellst dir eine Maß – und dann hörst du ein herzliches Lachen, bevor sich eine Dame mit prachtvoller Robe, einem übergroßen Fächer und bissigem Humor zu dir an den Tisch setzt:
„Mein Mann mochte Bayern nicht – ich mochte es weniger. Dafür war ich gut im Kartenspiel.“

So begegnet dir Elisabeth Auguste – Gattin von Karl Theodor, Kurfürstin von der Pfalz und Bayern, Dame der Gesellschaft und Herrin über ihr eigenes kleines Reich – selbst, wenn es nur ein Spieltisch war.

Biografische Daten

Geboren: 17. Januar 1721 in Mannheim

Gestorben: 17. August 1794 in Weinheim

Dynastie: Pfalz-Sulzbach

Titel: Kurfürstin von der Pfalz und Bayern

Ehemann: Karl Theodor

Bekannt für: Dominante Rolle am Mannheimer Hof, Kartenspielleidenschaft, Ablehnung des bayerischen Hoflebens

Kinder: Nur ein legitimer Sohn, früh verstorben

Mehr als nur höfische Dekoration

Elisabeth Auguste wuchs in einer Welt auf, in der adelige Frauen zumeist dekorativ zu sein hatten – sie war das Gegenteil. Temperamentvoll, selbstbewusst, und oft die lauteste Stimme am Mannheimer Hof. Während Karl Theodor sich mit Musik und Staatsgeschäften befasste, war sie die unumstrittene Chefin im gesellschaftlichen Leben.

Sie hatte Einfluss – nicht über Akten, sondern über Menschen. Sie organisierte Soireen, hielt ihre Hofgesellschaft zusammen, kontrollierte Zugänge und machte deutlich: Mannheim, das war ihr Territorium.

München? Ohne mich, danke!

Als Karl Theodor 1777 Bayern erbte, weigerte sich Elisabeth Auguste, mit ihm nach München zu ziehen.
„Ich bin keine bayerische Gattin“, hätte sie wohl gesagt – und blieb einfach in Schwetzingen und Weinheim. Dort pflegte sie ihre Gesellschaftskreise, veranstaltete Spielabende, förderte Künstler und war weiterhin eine prägende Figur – ganz ohne die Nähe zum Hof.

Auch wenn ihre Ehe mit Karl Theodor längst nur noch formal bestand, verstand sie es, ihren Einfluss zu wahren. Und sie genoss ihn. Das Volk nannte sie liebevoll (und gelegentlich spöttisch) „Gusti von der Pfalz“ – ein Kosename, der zeigt, wie präsent sie war.

Was hat sie in Vachendorf verloren?

Elisabeth Auguste zeigt, dass auch im 18. Jahrhundert Frauen ihre Wege gehen konnten – wenn auch inoffiziell. Sie war keine Rebellin im revolutionären Sinne, aber eine selbstbestimmte Persönlichkeit, die sich den Platz nahm, den man ihr nicht geben wollte.

In Vachendorf, wo Frauen heute selbstverständlich Politik, Kultur und Geschichte mitprägen, erinnert sie daran, wie wichtig kluge Eigenwilligkeit ist. Und vielleicht braucht es manchmal mehr „Gusti“ – Haltung, Charme und ein bisschen Trotz – auch in den kleinen Fragen der Gemeinde.

Was bleibt?

Eine Frau mit Rückgrat, Spielwitz und einem Hauch höfischer Unangepasstheit.
Im Phantom-Wirt lässt sie sich ein Glas Wein einschenken, blickt über den Rand ihres Fächers und sagt:
„Ich habe nie regiert. Aber ich hatte das letzte Wort.“