Absender: Georg
Empfänger: Seine Eltern
Ort: München
Kartentyp: Brief
Inhalt: Freude über Post von zu Hause, Begegnungen mit Bekannten, Ungewissheit über das Schicksal eines Kameraden, Warten auf den Kriegseinsatz, Wetter und landwirtschaftliche Gedanken, patriotische Stimmung in München

Originaltext des Briefes:
München, den 23. August 1914
Liebste Eltern,
habe euren Brief mit Freuden erhalten und gesehen, dass es an Neuigkeiten nicht fehlt. Der Weber Toni hat mir am Bahnhof noch die Hand gedrückt, auf Wiedersehn – und jetzt ist er schon durch ruchlose Hand gefallen. Der bedauert mich sehr. Langenspacher Hans war auch dabei. Neiner Lois hab ich nicht anschauen können, hätt ihn noch gern gesehen.
Gestern hat mich Niedern (Maxl?) besucht, hat mich gefreut. Bekannte sieht man immer gern. Niedern Sepp war schon 2 mal bei mir. Heute werde ich zu ihm hinausgehen.

Wenn ihr länger keine Nachricht bekommt, dürft ihr nicht zürnen. Es bleibt oft was einige Tage liegen, was auch keine Kunst ist bei der Masse.
Was mich sehr freut, ist, dass ihr mit der Arbeit schon so weit seid. Das Wetter ist herrlich. Mich freut’s alle Tage, wenn ich aufstehe und es schön ist. Da denke ich immer an eure Arbeit.
Wenn’s beim Neiner an die Buam schreiben, dann sollen sie mir auch Grüße ausrichten. Mir ist es leider nicht gegönnt, bei ihnen zu sein. Ich hoffe aber auch noch zum Schuss zu kommen.
Die Siegesnachricht von Metz ist in München mit stürmischer Aufnahme aufgenommen worden. Die ganze Stadt war beflaggt. Über diese Dinge dürfen besonders die Bayern stolz sein.

Ich schließe jetzt und verbleibe unter vielen Grüßen,
Euer Sohn Georg
Gruß an alle im Haus, Dorf, Verwandte und Bekannte. Schreibt wieder. Auf Wiedersehen.
Historische Einordnung & Anmerkungen:
Georg befindet sich weiterhin in München und wartet noch immer auf seinen Kriegseinsatz. Die Stimmung ist gemischt: Einerseits freut er sich über Nachrichten aus der Heimat und Begegnungen mit Bekannten, andererseits scheint ihn die Ungewissheit langsam zu belasten.
Besonders auffällig ist sein Wunsch, „zum Schuss zu kommen“ – er hofft offenbar auf einen baldigen Einsatz an der Front. Gleichzeitig zeigt seine Erwähnung des Wetters und der landwirtschaftlichen Arbeit, dass seine Gedanken immer wieder zur Heimat zurückkehren.
Die Erwähnung der Siegesnachricht von Metz deutet auf einen militärischen Erfolg der deutschen Truppen hin. Die Stadt Metz war eine strategisch wichtige Festung im damaligen deutschen Elsass-Lothringen. Die Freude über den Sieg zeigt sich in der „stürmischen Aufnahme“ der Nachricht in München und der Beflaggung der Stadt. Georg schreibt, dass darüber besonders die Bayern stolz sein dürfen, was darauf hindeutet, dass bayerische Truppen an diesem Erfolg beteiligt waren.
Zur Schlacht von Metz aus wikipedia recherchiert:
Die Siegesnachricht von Metz, die Georg in seinem Brief vom 23. August 1914 erwähnt, bezieht sich auf die erfolgreichen deutschen Operationen im Raum Metz während der frühen Phase des Ersten Weltkriegs. Metz, eine strategisch bedeutende Festungsstadt im damals deutschen Elsass-Lothringen, spielte eine zentrale Rolle in den Anfangsgefechten.
In der Schlacht in Lothringen (14. August – 7. September 1914) versuchten französische Truppen gemäß Plan XVII, die verlorenen Gebiete aus dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 zurückzuerobern. Die deutsche 6. Armee unter Kronprinz Rupprecht von Bayern, zu der auch das III. Königlich Bayerische Armee-Korps unter General der Kavallerie Ludwig von Gebsattel gehörte, verteidigte diese Region erfolgreich. Am 20. August 1914 durchbrach das Korps die Linien der französischen 68. Reserve-Division bei Delme und erreichte bis zum Abend des 21. August die Linie Delme-Fresnes.
Diese Erfolge wurden in Deutschland, insbesondere in Bayern, mit großer Begeisterung aufgenommen. Die Nachricht von den Siegen führte in Städten wie München zu Jubelfeiern und Beflaggung, was die patriotische Stimmung und den Stolz auf die eigenen Truppen widerspiegelte.
Metz selbst blieb während des gesamten Krieges in deutscher Hand und diente als wichtiger militärischer Stützpunkt nahe der Westfront. Die Stadt war stark befestigt und beherbergte eine bedeutende Garnison, was ihre strategische Bedeutung unterstrich.
Georgs Hinweis auf die “Siegesnachricht von Metz” in seinem Brief zeigt, wie solche militärischen Erfolge die Moral der Soldaten und der Zivilbevölkerung stärkten und den Glauben an einen schnellen Sieg förderten.