St. Maximilian in Grabenstätt – Wo selbst der liebe Gott schon zweimal ausräumen musste
Es gibt Kirchen, die stehen halt da wie aus dem Bilderbuch – und es gibt St. Maximilian. Die steht auch da, mitten in Grabenstätt, gleich beim Friedhof, schaut ernst in die Gegend und sagt: „So, jetzt bin i halt da.“ Und das ist sie. Seit Jahrhunderten. Mit Unterbrechungen.
Zweimal hat’s g’brannt im Dorf, und zweimal hat man sich gedacht: „Na, dann baun ma halt wieder.“ Ein bisschen wie ein bayerisches Phönix-auf-dem-Dorfplatz. Nur mit Glockenturm und Kassettendecke.
Vom Grafen, der vielleicht eine Kirche hatte – oder zwei
Niemand weiß ganz genau, wann hier die erste Kirche gebaut wurde. Es gibt Theorien mit Grafen, Eigenkirchen, romanischen Grundmauern – das Übliche halt. 1979 haben sie unter der Empore gegraben (weil Heimatgeschichte bekanntlich immer unter der Empore passiert) – und siehe da: Knochen, Fundamente, Spuren einer Zeit, als die Leute noch keine Kirchensteuer, aber schon eine Grabstelle wollten.
Und irgendwo dazwischen taucht ein heiliger Maximilian auf – was ein klarer Hinweis ist: Die Kirche ist alt. Denn der heilige Maximilian ist nicht gerade Trendpatron des 15. Jahrhunderts. Der gehört zu denen, die schon ein paar Jahrhunderte länger in der Ablage der Ewigkeit liegen.
Der Praktikant, der eine Kirche bauen durfte
1834 kam das große Feuer. Und weil das mit dem Löschen früher eher eine moralische Haltung als eine praktische Handlung war, brannte auch die Kirche mit ab.
Dann kam Gottfried Neureuther, ein junger Praktikant bei der königlichen Bauinspektion in Reichenhall. Der hat gesagt: „Do moch ma wos Gscheids.“ Und er hat eine Kirche gezeichnet, die später mal als „die einzige Kirche im Werk Neureuthers“ in die Architektengeschichte einging. Was ein bisschen traurig klingt – aber hey, es ist eine schöne!
Kassettendecke mit Rosette – zum Niederknien schön
Drinnen steht man in einem großzügigen Saal, der eine flache Kassettendecke hat. Nicht kitschig, sondern elegant. An den Kreuzungspunkten: Terrakotta-Rosetten. Das ist sowas wie die antike Version von Deckenbeleuchtung – nur schöner. Und dauerhafter.
Hinten im Chor grüßt oben an der Decke der segnende Christus – leicht skandinavisch angehaucht, weil man sich an Bertel Thorvaldsen orientiert hat. Auch nicht schlecht: eine dänische Ikone in einer bayerischen Dorfkirche. Weltkirche halt. Respekt.
Max Fürst und die Farben
Der Maler hieß Max Fürst, war aus Traunstein und durfte hier seine erste Kirche ausmalen. Nazarenerstil, viel Heilsgeschichte, und man meint fast, dass er in der Sakristei heimlich geübt hat, bevor er loslegte. Begleitet werden die Fürst-Bilder vom Peter Neumeier, einem Dekorationsmaler aus Grafing, der das Rankenzeug auf Goldgrund pinselte, als hätte er Blumen im Blut.
Und sonst so?
Die Fenster sind von der Firma Rederer in München – mit einer Signatur von Georg Greiml, falls mal jemand nachfragen sollte. Die Figuren: eine Maria von Paul Horstler, ein Johannes vom Josef Kronthaler, und ein Kreuz mit zwei Engeln, die so gucken, als müssten sie gleich wieder in die Wolke.
Und dann ist da noch der Friedhof mit seiner Mauer, ein paar Denkmäler, das Kriegerdenkmal an der Ecke – und die Ruhe, die nur Kirchen mit Geschichte ausstrahlen.
Fazit:
St. Maximilian ist eine Kirche, bei der selbst der liebe Gott vielleicht zweimal seufzen musste – aber nie aufgegeben hat. Und wenn man sie heute besucht, dann merkt man: Hier haben Generationen geglaubt, gebetet, gebaut – und gebrannt. Aber vor allem: wieder aufgebaut. Gut ham sie’s gmacht!