Stell dir vor, du sitzt in Vachendorf beim Wirt, bestellst dir eine Maß – und plötzlich setzt sich ein König zu dir. Anders als sein Vater trägt er aber nicht einfache Kleidung, sondern ist bis ins letzte Detail elegant gekleidet. Er lehnt sich zurück, schaut dich an und sagt: „Bayern muss nicht nur stark sein, es muss auch schön sein.“
Genau so einer ist Ludwig I. von Bayern gewesen. Ein König mit großen Visionen, einem Hang zur Kunst – und einer Schwäche für schöne Frauen.
Biografische Daten
Geburtsdatum: 25. August 1786
Todesdatum: 29. Februar 1868
Vater: Maximilian I. Joseph von Bayern
Mutter: Karoline von Baden
Ehefrau: Therese von Sachsen-Hildburghausen
Kinder: Unter anderem Maximilian II. von Bayern
Regierungszeit als König: 1825–1848
Residenzen: München, Schloss Hohenschwangau
Der König, der Bayern zur Kunstmetropole gemacht hat
Ludwig I. hat Bayern nicht durch Kriege oder große politische Reformen geprägt – sondern durch Architektur und Kultur. Schon als junger Mann hat er sich für Kunst begeistert und sich geschworen, München zu einer „neuen Athen“ zu machen. Als er 1825 nach dem Tod seines Vaters den Thron übernommen hat, hat er genau das in die Tat umgesetzt.
Unter seiner Herrschaft sind die Ludwigstraße, die Glyptothek, die Alte Pinakothek und die Feldherrnhalle entstanden. München ist nicht nur die Hauptstadt Bayerns geworden, sondern auch eine europäische Kunst- und Wissenschaftsmetropole. Für Ludwig hat Schönheit kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit für ein starkes Bayern bedeutet.
Aber nicht nur in der Architektur, auch in der Politik hat er seinen eigenen Kopf gehabt. Er ist ein überzeugter Anhänger eines geeinten Deutschlands gewesen – allerdings unter bayerischer Führung, nicht unter preußischer. Damit hat er sich nicht nur Freunde gemacht, besonders nicht in Berlin.
Doch sein größtes Problem ist nicht die Politik, sondern sein Privatleben gewesen. Ludwig hat eine Schwäche für Frauen gehabt, besonders für die Tänzerin Lola Montez. Diese Beziehung hat für jede Menge Skandale gesorgt und den Unmut seiner Untertanen auf sich gezogen. Als 1848 in Europa überall Revolutionen ausgebrochen sind, ist auch in Bayern die Stimmung gegen ihn umgeschlagen. Um eine größere Krise zu vermeiden, hat er abgedankt und seinem Sohn Maximilian II. den Thron überlassen.
Nach seinem Rücktritt hat sich Ludwig nach Schloss Hohenschwangau zurückgezogen. Er hat viel gereist, Gedichte geschrieben und beobachtet, wie seine geliebten Bauwerke München weiter geprägt haben. Am 29. Februar 1868 ist er gestorben – als König, der Bayern ein unverwechselbares Gesicht gegeben hat. Seine Bauten stehen bis heute als Zeugnis seines Lebenswerks, und seine Idee, Bayern als Kunst- und Kulturstaat zu prägen, wirkt bis in die Gegenwart nach.