Stell dir vor, du sitzt in Vachendorf beim Wirt, bestellst dir eine Maß – und plötzlich setzt sich einer zu dir. Klein, mit durchdringendem Blick, schnappt sich ein Stück Brot von deinem Teller und sagt: „Gib mir zehn Minuten, und ich erkläre dir, wie ich die Welt regieren werde.“
Genau so ist er gewesen, der Nappei. Ein Mann, der immer einen Schritt voraus gedacht hat. Ein Stratege, der Kriege gewonnen, Reiche umgekrempelt und sich schließlich selbst die Kaiserkrone aufgesetzt hat. Ein Herrscher, der Europa modernisiert und gleichzeitig ins Chaos gestürzt hat.
Biografische Daten
Geburtsdatum: 15. August 1769
Todesdatum: 5. Mai 1821
Vater: Carlo Buonaparte
Mutter: Letizia Ramolino
Ehefrauen: Joséphine de Beauharnais, Marie-Louise von Österreich
Regierungszeit als Kaiser: 1804–1814, 1815 (Herrschaft der Hundert Tage)
Residenzen: Paris, Fontainebleau, später Verbannung auf Elba und St. Helena
Vom korsischen Außenseiter zum Kaiser von Frankreich
Napoleon ist kein klassischer Thronfolger gewesen. Er ist auf einer kleinen Insel – Korsika – geboren worden und in eher bescheidenen Verhältnissen aufgewachsen. Doch er hat Ehrgeiz gehabt. Mit 16 ist er schon Offizier gewesen, mit 24 ein gefeierter General, mit 30 hat er Frankreich fest in der Hand gehabt. Und weil ihm das nicht gereicht hat, hat er sich 1804 gleich selbst zum Kaiser gemacht. Warum warten, wenn man sich die Krone auch einfach selbst aufsetzen kann?
Von da an hat er mit eiserner Hand und noch härteren Schlachten regiert. Seine Truppen sind durch ganz Europa gezogen, haben die Preußen besiegt, die Österreicher geschlagen und die Russen gedemütigt. Und Bayern? Das ist mittendrin gewesen. Max von Bayern hat schnell gemerkt, dass es besser ist, mit dem Nappei gut Freund zu sein – und hat 1806 als Belohnung die Königskrone bekommen.
Aber so unbesiegbar, wie er gewirkt hat, ist Napoleon nicht gewesen. Sein größter Fehler? Russland. 1812 ist er mit 600.000 Mann nach Moskau marschiert – und mit kaum 50.000 zurückgekommen. Der russische Winter und ein Feind, der sich nie endgültig schlagen lässt, haben sein Reich ins Wanken gebracht.
1814 ist er abgesetzt und auf die kleine Mittelmeerinsel Elba verbannt worden. Doch der Nappei wäre nicht der Nappei, wenn er sich damit zufriedengegeben hätte. 1815 ist er plötzlich wieder da gewesen. Er hat seine alten Truppen gesammelt, für genau 100 Tage regiert – und ist dann in der Schlacht bei Waterloo endgültig geschlagen worden. Diesmal hat es kein Entkommen gegeben: Die Briten haben ihn auf die einsame Insel St. Helena im Südatlantik verfrachtet.
Am 5. Mai 1821 ist er dort gestorben – weit weg von der Welt, die er einst regiert hat. Doch sein Erbe ist geblieben: ein modernes Rechtssystem (der Code Napoléon), neue Verwaltungsstrukturen in halb Europa – und eine Geschichte, die bis heute fasziniert. Denn egal ob Held oder Tyrann, Genie oder Größenwahnsinniger – eins ist sicher: Der korsische Wirbelsturm hat Europa nie wieder losgelassen.