Palynologie klingt erstmal wie eine Tropenkrankheit, ist aber in Wahrheit die hohe Kunst, aus alten Pollen das große Ganze herauszulesen. Jawohl, wir reden hier von Blütenstaub – also Zeug, das normalerweise niemand vermisst, außer der Heuschnupfenfraktion. Aber genau dieser Pollen fliegt durch die Gegend, landet im Boden, im Moor, im See – und bleibt da. Für Jahrtausende. Schicht für Schicht. Und dann kommt ein Mensch mit einem Bohrkern, kratzt ein bisschen und sagt: „Aha! In der Schicht vor 7.400 Jahren gab’s viel Hasel – also muss es warm gewesen sein!“
So weiß man dann, wann Wälder standen, wann Wiesen kamen, wann der Mensch gerodet, gesät und geackert hat. Die Palynologen können ganze Landschaftsgeschichten rekonstruieren, und das alles aus einem Teelöffel Schlamm.
Kurz gesagt: Palynologie ist die Heimatforschung der Mikroskop-Verrückten. Und wer’s versteht, sieht die Wiesen blühen – auch wenn’s schon Jahrtausende her ist.