Maxl-Tour: Erlstätt, St. Peter

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„Der Maxl war gern da“

Markus Schreiber zeichnete 1910 die Kirchen des Dekanats Traunstein. Fotos der Ansichtskarten im Heimatarchiv Vachendorf.Die Kirchengebäude aus der Perspektive des Maxl. Aktuell fotografiert (2024/2025)
Originaltexte der Ansichtskarten 1910


„Erlstätt, Expositur Traunstein, St. Petrus, 685 Seelen. Ort selbst im 8. Jahrhundert urkundlich, erste Pfarrkirche der Umgebung und Pfarrsitz bis zum Jahr 1140. Im 15. Jahrhundert wurde die Kirche im gotischen Stil umgebaut. 1831 das 1000-jährige Jubiläum gefeiert. Im Jahr 1814 wurde in der Nähe eine bedeutende Römersiedlung bloßgelegt.“

(Dekanat Traunstein 9 – Markus Schreiber, ca. 1910)


Ein paar einleitende Gedanken

Nach Erlstätt hat er’s nicht weit gehabt, der Maxl. Vielleicht ist er zu Fuß gekommen, vielleicht mit dem Radl – das weiß man nicht. Aber dass er gern dort war, das darf man vermuten. Die Wirtschaft war gut, die Strecke angenehm: einfach von Traunstein herüber, über’n kleinen Buckel, und schon war man mittendrin im Dorf.

Erlstätt war damals ein echtes Bauerndorf. Ruhig, geerdet, nicht viel Aufhebens – aber mit Geschichte. Wer sich ein bissl auskennt, der weiß: Da hat einmal die erste Pfarrkirche der ganzen Gegend gestanden. Und das merkt man irgendwie. Nicht laut, nicht stolz – aber es ist da.

Der Maxl hat das gespürt. Und dann hat er seinen Bleistift angespitzt.


Wie die Kirche von außen wirkt

Die Kirche von Erlstätt steht dort, wo sie hingehört: mitten im Dorf, gegenüber vom Wirtshaus. Keine Postkartenpose, kein Rückzug ins Idyll – sondern einfach da, im Leben.

Ihr Baukörper ist lang und bodenständig. Das Dach zieht sich tief hinunter, die Mauer steht fest. Der Turm ist schlank, mit einer spitzen Zwiebel drauf, eher wachsam wirkt als stolz wirkt er.

Die Fenster gotisch, die Gliederung klar, der Eingang an der Seite – so, wie es sich gehört. Keine große Geste, aber auch kein Versteckspiel.

Der Maxl hat das sicherlich gemocht. Seine Zeichnung zeigt nämlich genau das: eine Kirche mit Haltung, aber ohne grosses Getue. Ein Bau, der weiß, dass er nicht beeindrucken muss, um zu bleiben.


Und drinnen?

Drinnen wird’s dann ruhig. Nicht still im Sinne von leer, sondern ruhig im besten Sinn: ein Raum mit Haltung. Der Barock ist da, aber er drängt sich nicht auf, er spielt sich nicht in den Vordergrund . Alles wirkt ziemlich solide, fest, wie für Generationen gebaut – und wahrscheinlich war’s halt auch genau so gemeint.

Kein Goldgeflimmer, kein Überschwang. Stattdessen: klare Formen, milde Farben, eine Ausstrahlung, die sagt: Hier ist alles da – aber nix ist zu viel.

Wer genau hinsieht, entdeckt links an der Wand ein ganz besonderes Bild: ein Werk von Johann Baptist Neumüller. Es zeigt die 1000-Jahr-Feier von Erlstätt – und damit nicht nur ein Fest, sondern auch ein Stück kollektives Gedächtnis.

Der Maxl hätte das gesehen. Vielleicht hat er einen Moment länger davorgestanden. Vielleicht hat er’s nicht gezeichnet, aber mitgenommen. So wie die Ruhe. Die war bestimmt ganz nach seinem Geschmack.


Der Maxl war gern da

Erlstätt war kein Abenteuer für den Maxl – es war eine Begegnung. Eine Kirche, die nichts beweisen muss, und er war ein Zeichner, der genau das erkannt hat.

Er hat gesehen, wie gut das hier zusammenpasst: der lange Baukörper, der klare Turm, der ruhige Innenraum. Und er hat gespürt, dass es nicht immer Drama braucht, um Eindruck zu machen.

Vielleicht hat er sich nach dem Zeichnen noch ein Bier geholt, gegenüber im Wirtshaus. Vielleicht hat er sich auch ein bisschen unterhalten, mit dem Pfarrer? Und vielleicht hat er genau gewusst: Diese Kirche wird lang bleiben – und sein Bild von ihr auch.


Brotzeit gefällig?

Gleich gegenüber der Kirche liegt – wie sich’s im Dorf gehört – das Wirtshaus. Kein weiter Weg, keine große Suche. Wer hier einkehrt, sitzt mitten im Dorf und hat den Kirchturm vor der Haustür.

Ob der Maxl dort eingekehrt ist? Wahrscheinlich. Nach dem Zeichnen eine Maß, vielleicht ein Radi, vielleicht ein kleiner Ratsch mit den Erlstättern.

Und wenn er heute gekommen wäre? Vielleicht hätt’ er sich auch einfach einen Cappuccino gegönnt – im kleinen Café, das sich schräg gegenüber der Kirche befindet.